Unsere Körpersteuerung (engl. „mind“, Aussprache [maɪnd]) trifft Tag für Tag unablässig Entscheidungen, um den Organismus bestmöglich an die ständig ändernden Bedingungen anzupassen und sein Überleben zu sichern. Da diese Einschätzungen oft rasch und auf Nummer sicher vorgenommen werden müssen, benützt unser Gehirn physiologischerweise eine „gesetzte“ (engl. „set“, Aussprache [sɛt]) Archivsammlung von Mindsets, welche automatisch zur Bewertung der jeweiligen Situation herangezogen werden. Der Begriff Mindset, wie er in Mindset-Medizin verwendet wird, ist also eine weitgefasste Bezeichnung für archivierte Bewertungsprogramme, welche unser Gehirn als vorgegebene Interpretationsgrundlagen verwendet, im Sinne von Wertvorstellungen, Sichtweisen, Grundüberzeugungen, Annahmen, Motiven, Lebenszielen, Erfahrungserwartungen, Prägungen, Identifikationen, Leitsätzen, Idealen, Konzepten, gewohnheitsmässigen Denkmustern, Weltanschauungen, Glauben, Haltungen, Ideologien, Einstellungen, Gesinnungen, Erklärungsmodellen, Paradigmen. Im wissenschaftlichen Kontext ist Mindset auch ein Synonym für die englischen Begriffe belief oder assumption, und entspricht insbesondere dem Begriff prior belief im Bayes’schen Gehirn-Modell. Wenn sich Mindsets für uns einmal als gültig bewährt haben, werden sie von unserem Gehirn als so gewohnt und normal angesehen, dass sie automatisch zur Interpretation vieler Situationen verwendet werden, ohne je noch einmal auf ihre Gültigkeit hin hinterfragt zu werden.

Wenn in unserem Gehirn einmal eine Entscheidung getroffen wurde, wie eine Situation zu bewerten ist, – sei diese Bewertung nun richtig oder falsch – so sind die daraus hervorgehenden Steuerungssignale, welche von unserem Gehirn auf unseren Körper einwirken, sehr mächtig und werden bedingungslos umgesetzt. Wenn die Bewertung unpassend war, sind demzufolge auch die Auswirkungen in unserem Körper unpassend, und es ist mit Störungssignalen zu rechnen. Schmerzen gehören zu den deutlichsten Signalen, die unser Körper senden kann, um zu melden, dass etwas nicht stimmt.

Unpassende Mindsets können also – wie bei der Affenfalle – rasch ganz reale und gravierende Symptome in unserem Körper verursachen. Im Raum in unserem Gehirn, in welchem die «Reize» bewertet werden, liegt eine gewaltige Macht, hinsichtlich den Reaktionen, zu welchen unser Körper veranlasst wird.

Wenn der in der Falle hängende Affe nicht erkennt, dass seine Schmerzen am Handgelenk und seine Gefangenheit logische Konsequenzen seiner Prägung sind, dass man Futter in der Faust nicht mehr loslässt, dann kann er auch die naheliegenste Lösung nicht erkennen, nämlich loszulassen. Seine Symptome werden chronisch. Wenn wir Menschen nicht erkennen, dass unsere Symptome Auswirkungen unpassender Mindsets sind, dann werden auch unsere Symptome chronisch und wir bezeichnen sie als chronische Krankheiten. Dieselben Mindsets, welche uns in das Problem hineinführen, verhindern nun auch noch, dass wir die Zusammenhänge richtig erkennen. Bereits seit Jahrtausenden deuten erfahrene Heilpersonen und Weisheitslehrer immer wieder auf diesen Teufelskreis hin. Doch nun fordern uns auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse ganz verschiedener Disziplinen dazu auf, diese wichtige Ursache chronischer Krankheiten besser zu berücksichtigen.

Wenn uns die Einsicht fehlt, dass wir Einflussmöglichkeiten haben auf die Wahrnehmungsprozesse in unserem Gehirn, bleibt uns wie bei der Affenfalle nur noch der Versuch, unsere Gegebenheiten zu verändern, z.B. chirurgisch das Loch in der Kokosnuss grösser zu machen, oder unsere schmerzlich-einschränkende Situation mit Schmerz- und Beruhigungsmitteln behelfsmässig irgendwie auszuhalten. Dann werden die Symptome chronisch und es entsteht zusätzlich chronischer Stress. Chronischer Stress ist toxisch.

Durch menschliches Handeln wurde in der Vergangenheit unsägliches Leid in die Welt gebracht, verursacht durch Ideologien, Glaubensüberzeugungen, Vorstellungen, also Mindsets, von welchen nicht erkannt wurde, dass sie irreführend sind. Dies ist immer noch so. So dominiert beispielsweise der Mindset «kontinuierliches Wirtschaftswachstum ist Voraussetzung für unser fortlaufendes Wohlergehen» derzeit unsere Entscheidungen auf nationaler und globaler Ebene. Wir lassen uns als Menschheit kollektiv von dieser selten hinterfragten Grundüberzeugung leiten. Doch ist dieser Mindset wirklich geeignet, unsere nachhaltige Wohlfahrt zu gewährleisten? – Wenn ich mich in der Natur umschaue, sehe ich nur Beispiele dafür, dass Dauerwachstum z.B. bei Krebs über kurz oder lang zu Selbstzerstörung führt. Weisen nicht auch unsere jetzigen Symptome, die wir in Natur und Umwelt beobachten (zerstörter Regenwald, verschmutzte Umwelt, ausgebeutete Ressourcen…) alle Anzeichen einer fortgeschrittenen selbstzerstörerischen Krankheit auf? Ist es wirklich sinnvoll, diese Störungssignale mit den gleichen Mindsets – «noch mehr Wachstum, noch mehr rücksichtsloser Fortschritt» – behandeln zu wollen, mit welchen wir sie erzeugt haben? Müssen unter der Dominanz des Wachstums-Mindsets diese Symptome der Erde nicht zwangsläufig auftreten und hätten sie nicht – genau wie körperliche Symptome –  die sinnvolle Funktion, uns auf naturwidrige Grundannahmen in unserem eigenen Gehirn aufmerksam zu machen?

Auch wenn wir die tiefverankerten Mindsets nicht löschen können, sind wir ihnen nicht hilflos ausgeliefert, ganz im Gegenteil: sobald ihr wahrer Stellenwert als gut gemeinte aber nicht immer zutreffende Interpretationsvorschläge von uns erkannt wird, schwächen sich ihre Auswirkungen auf unseren Körper und auf unser Verhalten von selbst ab. Es ist wie bei einer optischen Täuschung. Auch wenn es für uns unzutreffenderweise immer noch so scheint, als ob sich die Sonne um die Erde bewegt, werden sich keine Ängste mehr entwickeln um den Lauf der Sonne und wir werden keine Sonnenopfer mehr bringen, solange wir uns daran erinnern, dass es in Wirklichkeit die Erde ist, welche sich dreht.

Eine persönliche Mindset-Medizin-Behandlung bei mir beginnt deshalb mit einem ausführlichen Gespräch, in welchem wir miteinander neugierig-offen Einsichten zur Geburt verhelfen wollen über die konkreten Zusammenhänge zwischen Ihrer Krankheit und Ihren Mindsets. Dieser Erkenntnisprozess selbst wirkt oft bereits ausserordentlich heilsam. Die neuen Sichtweisen führen zu neuen Informationen, welche über das psychoneuroendokrinoimmunologische System (PNEI-System) in jede Zelle ihres Körpers verteilt werden und zur Auflösung selbst lange bestehender Symptome führen können.

Mindset-Medizin verfügt über ein Repertoire von Unterstützungsmöglichkeiten, um Sie bei der Umsetzung und konkreten Anwendung Ihrer neuen Einsichten zu begleiten und um Hindernisse zu überwinden.